Anerkennung von Berufsabschlüssen – Fachkräftepotenziale nutzen (Teil 1)
Anerkennung ausländischer Abschlüsse nutzen – qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und binden: Das Anerkennungsverfahren und dessen Kosten in Sachsen
Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist auch in Sachsen längst Realität. Viele Unternehmen kämpfen trotz der aktuellen konjunkturellen Lage mit offenen Stellen, während qualifizierte internationale Fachkräfte oft schon vor Ort sind – jedoch ohne formale Anerkennung ihres Berufsabschlusses. Genau hier liegt für Unternehmen eine große Chance: Wer das Anerkennungsverfahren unterstützt, gewinnt motivierte, rechtlich abgesicherte und langfristig gebundene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Anerkennungsverfahren in Sachsen – Schritt für Schritt
Nicht für alle Berufe ist die Anerkennung notwendig - nur für die sogenannten reglementierten Berufe ist sie Pflicht. Für diese Berufe gibt es klare rechtliche Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen. Ohne die formale Anerkennung darf der Beruf nicht oder nur eingeschränkt ausgeübt werden. Das Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen folgt einem klaren Ablauf:
- Erstberatung – Die Informations- und Beratungsstelle Arbeitsmarkt Sachsen (IBAS) berät zu Anerkennungsmöglichkeiten ausländischer Qualifikationen. Sie informiert über zuständige Anerkennungsstellen, den Ablauf des Verfahrens, die notwendigen Dokumente und die möglichen Kosten..
- Antrag stellen - Der Antrag muss bei der für den Beruf zuständigen Stelle eingereicht werden. Dies kann eine Behörde, eine Kammer oder ein Amt sein. Über das Portal »Anerkennung in Deutschland« und den Anerkennungsfinder kann die zuständige Stelle ermittelt werden.
- Prüfung der Gleichwertigkeit – Die zuständige Stelle prüft, ob der ausländische Abschluss mit dem deutschen Referenzberuf gleichwertig ist. Auch Berufserfahrung kann Berücksichtigung finden. Sollten wichtige Dokumente nicht vorliegen, können berufliche Kenntnisse auch praktisch nachgewiesen werden, durch eine Qualifikationsanalyse. Nachdem die Unterlagen vollständig vorliegen, dauert eine Bearbeitung meist drei bis vier Monate, bei einer Qualifikationsanalyse kann sie auch mehr Zeit in Anspruch nehmen.
- Bescheid – In einem Bescheid teilt die zuständige Stelle das Ergebnis mit: volle Anerkennung, Teilanerkennung oder Ablehnung. Bei einer teilweisen Anerkennung können Unterschiede zwischen der ausländischen Qualifikation und dem deutschen Referenzberuf meist durch Anpassungsqualifizierungen oder Ausgleichsmaßnahmen ausgeglichen werden. Dann verlängerst sich die Zeit des Verfahrens durchschnittlich auf 15 Monate.
Kosten der Berufsanerkennung – Fördermöglichkeiten für Unternehmen
Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist für die Fachkräfteintegration entscheidend, kann aber Kosten von 200 bis 600 Euro verursachen – zuzüglich Übersetzungen, Beglaubigungen oder Anpassungsqualifikationen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Hürden zu reduzieren:
- Förderungen über Agentur für Arbeit oder Jobcenter vor Einstellung:
- Kosten für Anerkennung, Übersetzungen oder Qualifizierungen können übernommen werden.
- Anerkennungszuschuss: Für Personen mit geringem Einkommen, wenn keine andere Förderung greift.
- Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)": Qualifizierungen zum Ausgleich von Ausbildungslücken.
- Unternehmensbeteiligung: Direkte Kostenübernahme für Beschäftigte ist möglich und investiert in langfristige Fachkräftebindung.
Tipp: Förderungen sollten vor Antragstellung beantragt werden. Beratung und Unterstützung bietet in Sachsen die IBAS Beratung.
Fazit
Die Anerkennung von Berufsabschlüssen in Sachsen ist mehr als nur ein formaler Verwaltungsakt – sie eröffnet internationale Karrieren und hilft Unternehmen, dringend benötigte Fachkräfte zu binden. Auch wenn nur in reglementierten Berufen eine Pflicht besteht, kann eine Anerkennung für viele weitere Berufe entscheidend sein. Wer als Betrieb diesen Prozess aktiv unterstützt, stärkt nicht nur die eigene Wettbewerbsfähigkeit, sondern sendet zugleich ein klares Signal: Fachkräfte aus aller Welt sind willkommen.